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Radwege und Straßen in UngarnRadwege neben StraßeSpezielle Radwege Nordwestungarn (Donau und Budapest) Ostungarn (Theißstausee) Südwestungarn (entlang der Drau) Balaton (Plattensee) Fazit Straßen Radwege neben StraßenGenauso wie in anderen Ländern gibt es auch in Ungarn die Pflicht, dass Radfahrer Fahrradwege benutzen müssen, wenn diese neben der Straße vorhanden sind. Im Unterschied zu Deutschland, Österreich oder Frankreich sieht man in Ungarn aber nicht nur ein Schild für den ausgewiesenen Fahrradweg, meist steht auch noch zusätzlich auf der Straße ein Verbotsschild für Fahrräder. Häufig ist dies kombiniert mit einem Verbot für andere langsame Fahrzeuge wie Traktoren und Pferdefuhrwerke. Wenn die Oberflächenqualität des Fahradweges schlechter ist als die der Straße, und das ist häufig der Fall, ist das recht ärgerlich. Straßen werden meist besser gepflegt und sind auch besser gebaut. Der Unterbau von Radwegen ist häufig so dünn, dass Wurzeln den Asphalt hochdrücken können. Besteht der Radweg aus Betonplatten, so ist das Material in den Zwischeräumen häufig erhöht, so dass man ständig durchgerüttelt wird, und Gepäckstücke, die nicht hundertprozentig festgemacht sind, runterfallen. Autos schleudern auch durch die höhere Geschwindigkeit kleine Steinchen und Pflanzenreste von der Straße, weshalb Straßen sauberer sind als Radwege. Deshalb ist auch die Gefahr einer Reifenpanne auf Fahrradwegen größer. Spezielle RadwegeSpezielle bezeichnete Radwege für Radtouren haben wir in Ungarn nur sehr wenige gefunden. Es gibt allerdings unter dem Titel "Kerékpárostérkép" in den Filialen des ungarischen Tourismusamtes tourinform (www.hungary.com) eine Karte mit den Fahrradwegen für ganz Ungarn. Auch eine Karte für Budapest und Umgebung wird dort angeboten. In der ungarnweiten Karte waren aber sehr schöne Wege, auf die wir zufällig gestoßen sind, nicht eingetragen, andererseits haben wir auf eingezeichneten Wegen auch Enttäuschungen erlebt. Unsere Erfahrungen mit ungarischen Radwegen sind im Folgenden beschrieben. Nordwestungarn (Donau und Budapest)Einen bezeichneten "Donauradweg", meist abseits von Straßen, wie er aus Deutschland und Österreich bekannt ist, haben wir in Ungarn nicht gefunden. Bei unserer Ungarn-Rundreise im April / Mai 2008 sind wir daher von der österreichischen Grenze zunächst in der Slowakei gefahren. Bis etwa 40 km vor Komarno gibt es einen ausgezeichneten Fahrradweg, der zunächst entlang des Stausees "Vodne dielo Gabčikovo" verläuft (wahrscheinlich ist die Fahrt auf beiden Seiten des Sees möglich). Dann ist der Donaudamm zunächst asphaltiert. Im Anschluss ging es über kleine Straßen weiter, die letzten 15 km verliefen auf einer Hauptstraße mit gut befahrbarem Seitenstreifen, bis wir von Komarno in der Slowakei über die Donaubrücke nach Kormárom in Ungarn gelangten. Radweg durch die Donauauen in der Slowakei Der Rest unseres Weges bis Budapest (knapp über 100 km) verlief dann größtenteils auf größeren Straßen, die auf den Karten aber als Fahrradstrecke markiert sind. Auf der Strecke zwischen Esztergom und dem Ort Szentendre haben wir aber an der Straße kein einziges Hinweisschild auf den Fahrradweg gesehen. Auf den Verkehr im Bereich des Donauknies (ab Esztergom) wird aber auf der Karte für die Umgebung Budapests hingewiesen und die Szentendre-Insel als Alternative vorgeschlagen. Ebenso ging es uns auf der Fahrt in Richtung Osten aus Budapest hinaus. Dank unseres Navigationsgeräts wussten wir, dass wir auf der Radroute waren, die auf der Karte eingezeichnet war. Eine Bestätigung durch Schilder fehlte vollständig. Die Route wurde im Kartentext allerdings auch wie folgt beschrieben: "An zahlreichen Stellen ist hier mit dichtem Kraftfahrzeugverkehr zu rechnen, weshalb wir besonders aufmerksam sein sollten. Um eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen, ist ein Rad mit guter Gangschaltung von Vorteil. Von Budapest bis Ecser sollten wir möglichst mit dem Zug fahren, wodurch wir uns 31 km auf der verkehrsreichen Pester Seite ersparen können." Ostungarn (Theißstausee)Im Osten von Ungarn fanden wir rund um den Theißstausee einen neu gebauten Fahrradweg von ausgezeichneter Qualität, der auf unserer Fahrradkarte für ganz Ungarn nicht eingezeichnet war, wohl aber auf einer lokalen Fahrradkarte. Er gehörte offensichtlich zum EuroVelo-Netz der European Cyclists' Foundation (www.ecf.com) und war Teil der Osteuroparoute Nr 11 vom Nordkap nach Athen. Nach der lokalen Karte existiert dieser Fahrradweg auf beiden Seiten des Sees und reichte sogar im Norden und Süden noch über den Theißstausee hinaus. Der Weg sollte auf dem Uferdamm entlang führen. Leider haben wir die lokale Karte zu spät bekommen, um uns etliche Kilometer (30 km) auf einem Umweg zu ersparen, wenn es diesen Uferweg gegeben hätte. Wir haben aber in der Nähe des Weges kein einziges Schild gesehen, das auf das Vorhandensein dieses Radweges hingewiesen hätte. Südwestungarn (entlang der Drau)
Zwischen Villány und Siklós machte der Radweg dann, im Gegensatz zur direkten Straße einen riesigen Umweg. Die bedeutenste Erhebung in dieser Gegend ist der Berg Nagyharsány-hegy, der vom Radweg auf der Nordseite umfahren wurde, während die kürzere Straße an der Südseite des Berghanges entlangführt. Wir wählten die Straße und kamen so auch noch an einer der Sehenswürdigkeiten dieser Gegend, einem Skulpturenpark in einem stillgelegten Steinbruch vorbei. Etwas weiter westlich verlief der ausgeschilderte Radweg dann auf dem Damm der Drau. Den Fluß bekamen wir von dem Weg jedoch nicht zu Gesicht. Wie auch schon meist beim Donauradweg durch die Slowakei befanden sich zwischen dem Damm und dem Ufer noch größere Augebiete. Nur auf wenigen Stichstraßen konnte man direkt zum Wasser fahren. Auch wegen der guten Qualität des neuen Asphalts auf dem Damm, war dieses Teilstück sehr angenehm zu fahren. Öfters sahen wir auch Informationstafeln auf ungarisch, kroatisch, englisch und deutsch, die über die Geschichte der Orte oder die Natur (Tier- und Pflanzenwelt) informierten. Auf demselben Radweg wurden wir aber auch noch sehr enttäuscht. Etwa 10 km vor Barcs hörte hinter einem kleinen Dorf plötzlich der Asphalt auf. Wir kamen in einen Wald und die Wegqualität wurde immer schlechter. Da der Boden sandig war, mussten wir unsere Fahrräder mit Gepäck zum Teil schieben. Nach zwei oder drei Kilometern gaben wir auf, fuhren und schoben in das Dorf zurück, mussten bis zur Hauptstraße noch einen kleinen Bogen ausfahren und konnten dann, zwar mit Verkehr, aber guter Straßenoberfläche und mit der Gewissheit, auf dem richtigen Wege zu sein, nach Barcs rollen. Nach der Internetseite zu diesem Radweg (www.kerekparut.com) gibt es drauaufwärts von Barcs noch eine Fortsetzung des Weges in Kroatien.
FazitNach den beschriebenen Erlebnissen sind wir zu der Schlussfolgerung gekommen, dass auf Karten eingetragene Fahrradrouten in Ungarn meist nicht bedeuten, dass entlang der Strecke auch Schilder auf die Route hinweisen, oder dass der Fahrradweg von den Fahrbahnen für den anderen Verkehr abgetrennt wäre. Vielmehr kann der Eintrag einer Route in eine Karte auch nur bedeuten, dass diese Strecke die günstigste Alternative in der Gegend für Fahrräder ist, obwohl es sich um eine Hauptverkehrsstraße handelt. Handelt es sich bei dem Fahrradweg jedoch um spezielle Wege abseits von Straßen, so ist, wie in anderen Ländern auch, ebenfalls Vorsicht geboten. Auch in Ungarn ist es möglich, dass dann die Asphaltierung plötzlich aufhört. Wenn dann die Wegqualität so schlecht wird, dass man zurückfahren muss, bedeutet das unnötige Umwege. StraßenBei unserer Rundfahrt durch Ungarn haben wir meist Nebenstraßen benutzt, Diese haben sehr häufig wenig Kraftfahrzeugverkehr aber unterschiedliche Oberflächenqualität. Größere Straßen, vor allem solche mit ein- oder zweistelliger Nummer, haben meist ein höheres Verkehrsaufkommen und sind wesentlich unangenehmer mit dem Fahrrad zu befahren, wenn sie nicht sogar für den Fahrradverkehr gesperrt sind. Kleine Straßen haben oft keinen besonders guten Belag. Haben die kleinen Straßen einen neuen Belag, so ist das Radfahren auf ihnen meist sehr angenehm. Je älter der Belag aber ist, und je häufiger er schon geflickt wurde, umso unangenehmer wird das Fahren. Bei sehr schlechten Straßen gibt es auch häufig eine Geschwindigkeitsbeschränkung. Ist diese 60 km/h, so ist es durchaus möglich, solange kein Auto in Sicht ist, auf einem glatten Teil in der Straßenmitte oder auf der linken Seite zu fahren. Liegt die Beschränkung aber bei 40 km/h, so kommt man auch mit dem Fahrrad meist nur langsam voran. Über dem Schild mit der Geschwindigkeitsbeschränkung gibt es dann ein Schild, das vor Bodenwellen warnt. Bei unserer Rundfahrt durch Ungarn im April / Mai 2008 herrschten noch keine extrem hohen Temperaturen. Bei Fahrten durch Ungarn im Sommer haben wir es aber öfters erlebt, dass die Hitze den Teer aufgeweicht hatte. Das hat dann den Reibungswiderstand deutlich erhöht und unsere Geschwindigkeit verlangsamt. Bei weichem Straßenbelag verursachen schwere Fahrzeuge auch Spurrillen und Aufwölbungen des Asphalts am Straßenrand. Diese erschweren häufig das Radfahren auf stärker befahrenen Straßen. Stark befahrene Strecken sind häufig für Fahrräder und andere langsame Fahrzeuge wie Traktoren und Pferdefuhrwerke gesperrt. Wenn es parallel einen Fahrradweg gibt, muss man unter Umständen über einen Weg mit schlechter Oberfläche holpern. Gibt es keinen Radweg, muss man eben verbotenerweise trotzdem auf der Straße fahren und auf Rücksicht der Autofahrer hoffen. Es gibt aber auch gegensätzliche Ausnahmen. Im Osten von Ungarn hatte eine Straße (Nr, 33 von Tiszafüred in Richung Debrecen) eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 60 km/h, weil es keinen Radweg gab. Zusmmenfassend sind wir in Ungarn am liebsten auf kleinen Straßen (solche ohne Nummer) unterwegs gewesen. In der Regel sind diese gut ausgeschildert, auch ein schlechter Asphalt lässt sich besser befahren als Sand, die Verkehrsdichte ist meist gering und manchmal ist die Qualität extrem gut. Weil diese Straßen durch die Ortschaften führen, hat man auch Einkaufsmöglichkeiten und sieht viel von Land und Leuten. Kommentare und Ergänzungen zu diesem Thema sind willkommen (email@cactus2000.de). Einsendungen von allgemeinem Interesse können wir hier auch veröffentlichen. |
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Bernd Krüger, 2008, 2013
Cactus2000